Das OSS- Verfahren heißt Optimales Stereo Signal und wurde beim Schweizer Radio entwickelt. Man suchte damals nach einer
optimalen Aufnahmetechnik für das Radio- sinfonieorchester mit dem Ziel eine gewisse "Echtheit" in die Aufnahme einzubinden. Es wurde von einem gewissen Herrn Jecklin, deswegen auch Jecklin- Scheibe
genannt, vorgeschlagen, eine sich als akustische Trennung zwischen den Mikrofonen im natürlichen Ohrenabstand (17,5) befindliche schallabsorbierende Scheibe mit 30 cm Durchmesser anzubringen.
Die Mikrofone sind Druckempfänger, da diese im hohen Frequenzbereich aus der Kugelcharakteristik in eine nieren bis keulenförmige Richtcharakteristik übergehen, werden die Mikrofone etwas nach außen weisend
angebracht. Auch dieses Verfahren kann als Äquivalenzmikrofonverfahren bezeichnet werden.
Der Frequenzgang bei 0° in der Scheibenebene, entspricht genau demjenigen des Mikrofons ohne Scheibe. Ab
einem Winkel von etwas mehr als 30° überlagern sich die direkt auf das Mikrofon eintreffenden Wellen mit einer von der Scheibe reflektierenden Welle. Das Dämmmaterial auf der Oberfläche der Scheibe ist wegen seiner
geringen Dicke nicht in der Lage, die vom Kern der Scheibe reflektierenden Wellen vollständig zu absorbieren. Bei einem Einfallswinkel von 45° ergeben sich rechnerisch durch die Wegdifferenz Maxima bei geradzahligen
Vielfachen 1,21kHz, Minima bei ungeradzahligen Vielfachen davon. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei einem Schalleinfall unter 90° auf der Schallquelle zugewandten Seite der Scheibe. Diesen Frequenzgängen
entsprechen Richtdiagramme mit mehreren frequenzabhängigen Maxima und Minima. Die Pegeldifferenzen für seitlichen Schall erreichen bereits bei 500 Hz etwa 5 dB gehen dann aufgrund des Phänomens der "hellen
Flecken " zurück und steigen dann allmählich auf Werte um12 dB an. Anders als bei dem verwandten ORTF- Verfahren nimmt aber der Pegel einer Schallquelle nicht zu, wenn sie zur Seite wandert.
Auch die Variationen sind bei der Jecklin- Scheibe nicht so fest genormt, wie z.B. NOS bei ORTF. Mehrere Variationen wurden von mehreren Tonmeistern wie Lechner, Zahn und Püllmanns angwandt.
Lechner- Variante: Bei einer normalen (standardisierten) OSS- Verfahren besitzt die Scheibe einen Durchmesser von 30 cm. Auf der Oberfläche des Trennkörpers ist ca. 4 cm dickes absorbierendes Material angebracht.
Bei der Lechner Variante, besteht die Scheibe aus fast ausschließlich schallabsorbierenden Materialien ohne schallhartem Kern. Der Durchmesser der Scheibe von 30 cm werden für alle Anordnungen beibehalten. Die
"dünne Scheibe" besitzt eine Dicke von 5 cm und einen Kartonring als stabilisierenden Rand.
Die "dicke Scheibe " füllt den Zwischenraum vollständig aus, sodass sich die Mikrofone
direkt an ihrer Oberfläche befinden. Die nötige Stabilität bekommt die Konstruktion durch ein eingebundenes Drahtgeflecht.
Der "Keil" ist ähnlich der "dicken Scheibe"
konstruiert, verjüngt sich aber zum vorderen und hinteren Ende hin auf eine Dicke von 5 cm.
Die Variationen nach Zahn und Püllmanns bestehen nur aus dem Unterschied der Variationen des
Scheibendurchmessers, die OSS- Anordnung mit einer Scheibe von 60 cm Durchmesser und einem Keildurchmesser von 30cm bis 60cm.