AB-Verfahren
Die Vorteile des AB-Verfahrens, liegen eindeutig in dem beeindruckenden Zusammenspiel der Räumlichkeit und der
Einzelschallquellen im Klangbild der Aufnahme. Dieses eindeutige Merkmal beruht im wesentlichen auf der Wiedergabe des Diffusschalls. Die adäquate Aufnahme des Diffusschalls erfordert im allgemeinen Mikrofone mit
der Charakteristik einer Kugel. Aber bei extrem halligen Räumen können auch zwei parallel ausgerichtete Mikrofontypen mit einer anderen Richtcharakteristik, z.B. Niere ausgewählt werden. In
der Praxis finden meistens Mikrofone mit der Richtcharakteristik Kugel Anwendung, hierbei können in Betracht gezogen werden: Druckempfänger mit ebenen Freifeldfrequenzgang
Druckempfänger mit ebenen Diffusfeldfrequenzgang
Doppelmembrandruckgradientenempfänger in der
Einstellung
„Kugel“
Grenzflächenmikrofone
Das AB-Verfahren mit Druckempfängern
Bevor das Stereofonezeitalter begann, verwendete man bevorzugt schon in der Monophonie Druckempfänger gegenüber Druckgradientenempfängern. In der Stereofonie ist das AB-Verfahren mit Druckempfängern aus der
Monophonie weiterentwickelt worden. Maßgeblich dafür ist die nicht vollständig zu dokumentierende Klangqualität dieser Mikrofontypen. Sie beruht wohl besonders auf dem linearen Frequenzgang im tiefen Frequenzbereich
des Diffusenschallfeldes. Druckempfänger sind dadurch gekennzeichnet, dass sie im Bereich der hohen Frequenzen einen Unterschied zwischen Freifeld- und Diffusfeld
aufweisen:
Bei einem "Diffusfeldtyp" (Druckempfänger mit linearem Diffusfeldfrequenzgang ) erfährt der Freischall, also Schall der direkt von der Schallquelle auf die Mikrofonkapsel trifft, eine
Frequenzanhebung . Der Bereich in der eine Frequenzanhebung eintritt liegt bei den meisten Diffusfeldtypen im Bereich von 3 kHz bis 10 kHz eine maximale Anhebung von 6dB.
Währenddessen der Diffusschall praktisch linear aufgezeichnet wird. Die dadurch entstehenden Eigenschaften der Druckempfänger mit linearen Diffusschall verleihen den Schallquellen bei der Aufnahme eine gewisse
Präsenz, die durchaus wünschenswert sein kann. Doch kann die starke Präsenz der hohen Frequenzen wiederum bei einigen Aufnahmen als störend empfunden werden. Eine positive Entwicklung wäre, ein
gleichmäßig flacher Anstieg, der linear bis zur obersten Grenze des Übertragungsbereiches zunimmt. Der Freifeldtyp (Druckempfänger mit linearem Direktschall ), hier wird wiederum Schall der direkt
von der Schallquelle kommt (Direktschall) linear aufgezeichnet. Wobei der Diffusschall in den höhern Frequenzen eine Bedämpfung erfährt, dass lässt ihn wiederum etwas bedämpft erscheinen. Die Stärken des
Druckempfängers mit linearen Direktschall liegen z.B. darin Schallquellen in Räumen aufzunehmen, die keinen schönen Raumklang aufweisen, also in den Räumen in denen man lieber im Bereich des Direktschalls Aufnahmen
vornimmt. Bei beiden Typen wirkt der Direktschall heller in der Klangfarbe als der Direktschall, dies entspricht zwar den technischen Gegebenheiten, überzeichnet sich aber in der Praxis etwas.
Deswegen erscheint ein Druckempfänger wünschenswert, bei dem sich Direkt- und Diffusfeld- Frequenzgänge möglichst linear zu einander verhalten. Ein weiteres Problem der beiden Arten von Druckempfängern ist die
Frequenzabhängigkeit ihrer Richtcharakteristik. Bei hohen Frequenzen nimmt die Richtwirkung zu, sodass sich die Richtcharakteristik von Kugel über Nieren bis hin zur Keulencharakteristik verändern kann.Dies
konstruktiv im Mikrofonbau zu vermeiden, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Ausdehnung des Mikrofons muss entweder wesentlich kleiner als die Hälfte der kürzesten Wellelänge des Hörschalls sein, also
deutlich kleiner als 1 cm oder die Mikrofonausdehnung ist in der Größenordnung der halben größten Wellenlänge des Hörschalls, also einige Meter. Grenzen sind einer Minitarierung dadurch gesetzt, dass damit die
Fläche und die Auslenkung der Mikrofonmembran, also auch die abzugebende Spannung immer geringer wird. Die meisten, der heute in Studioqualität verwendeten Druckempfängersysteme haben einen Membrandurchmesser von
1,6 cm. Zu einer interessanten Alternative, der Vergrößerung der Mikrofonmembran, gelangt man zwangsläufig zu den Grenzflächenmikrofonen, die ich zu einen späteren Zeitpunkt noch genauer beleuchten
werde. Grundsätzlich können auch gerichtete Mikrofone eingesetzt werden ,die die Akustik des Aufnahmeraumes erforderlich machen. Zum Beispiel gibt es von Faulkner ein entwickeltes
Verfahren bei dem zwei ausgerichtete Mikrofone mit der Richtcharakteristik acht im Abstand von 20 cm aufgestellt werden. Es gibt durchaus noch mehr interessante Varianten der Aufstellung und der Richtcharakteristik,
die alle ihre Vor- und Nachteile aufweisen.
Mikrofonbasis
Die Mikrofonbasis ist der gegenseitige Abstand der beiden Mikrofone zueinander. Mit dem zusätzlichen Abstand zur Schallquelle, stellen die beiden Faktoren bei der Wiedergabe die
Abbildungsbreite der Stereobasis dar. Dabei entscheidet in den meisten Fällen, die Erfahrung und der persönliche Geschmack des Tonmeisters, da es in der Praxis keine anerkannten Regeln über die optimale
Mikrofonbasis gibt. Man kann einerseits den Ohrenabstand als natürliche Begründung heranziehen, man muss allerdings davon ausgehen , dass der Abstand der beiden Ohren für die Abbildung der ganz seitlichen
Laufzeitunterschiede benötigten Werte in der Wiedergabe nicht ausreichen. Der durchschnittliche Ohrenabstand beträgt 17,5 cm. Dies entspricht einer maximal möglichen Laufzeitdifferenz für ganzseitlich unter
90° zur Blickrichtung eintreffenden Schall von rund 0,5 ms. Für eine Abbildung der Laufzeitdifferenzen bei der Wiedergabe reicht dieser Wert nicht aus. Geht man davon aus, dass für die seitlichen Schallquellen eines
ausgedehnten Klangkörpers eine Laufzeitdifferenz von etwa 1,5 ms entstehen soll, um eine optimale Wiedergabe zu gewährleisten, kann dann für die Basisbreite eine einfache für die Praxis mit ausreichender
Genauigkeit aufgestellt werden, sie verliert aber ihre Gültigkeit bei zu geringen Abstand zur Schallquelle.
Der Abstand zur Schallquelle
Der Abstand des Mikrofonpaares zur Schallquelle wirkt sich bei gleichbleibender Mikrofonbasis in folgender Weise auf das Klangbild aus: Vergrößert man den Abstand, um so mehr Hallanteile
des Raumes mischen sich bei der Aufnahme dem Klangbild hinzu und je kleiner der Abstand, um so schmaler werden die Schallquellen ausgedehnter Klangkörper (z.B. Orchester) abgebildet. Auch die Abbildung
der Tiefenstaffelung wird mit größeren Abstand zur Schallquelle in der Wiedergabe geringer. Andererseits gewinnt eine Aufnahme mehr an Homogenität, wenn sich der Abstand vergrößert, dass wiederum kann die
Klangqualität einer Aufnahme teils verbessern, teils verschlechtern. Deswegen ist stets nach einem optimalen Kompromiss zusuchen, der kaum in einer theoretischen Fromel ausgedrückt werden kann. Um eine
optimale räumliche Auflösung bei der Wiedergabe zu realisieren, muss also das Mikrofonpaar in einem Abstand aufgestellt werden, bei dem noch ein hörbarer Direktschall, also im sogenannten Hallradius vorhanden ist.
Bei Verwendung von Mikrofonen mit der Richtcharakteristik einer Kugel ist der Bereich um die Schallquelle, der mit Direktschallanteilen überwiegt, deutlich kleiner als bei der Verwendung von gerichteten
Mikrofonen.
Anwendungsmöglichkeiten des Grenzflächenmikrofons bei AB-Verfahre Grenzflächenmikrofone benötigen eine akustische nicht oder wenig absorbierende Auflagefläche mit einer Mindestausdehnung von über 1,5 m, die der
Mikrofonmembran die notwendige akustische Wirksamkeit verleiht. In der Praxis werden dafür die Fußböden oder evtl. auch die Wände und Decken verwendet.
Die Anforderung nach Übereinstimmung und Linearität von Freifeld- und Diffusenfrequenzgang der Grenzflächenmikrofone werden in idealster Weise erfüllt.
Da sie zu dem noch Frequenzgangveränderungen durch wenig verzögerte Reflexionen an ihren Auflageflächen vermeiden, erfüllen sie die qualitativ hohen
Ansprüche der Laufzeitstereofonie an das Mikrofonverfahren in hohem Masse. Die Aufnahmen zeigen dementsprechend eine sehr beindruckende Räumlichkeit bei gleichzeitig erstaunlicher Präsenz der Schallquellen. In der Praxis wird bei der Aufstellung der Mikrofone eine relativ große Mikrofonbasis gewählt. Bei der Festlegung der geeigneten Mikrofonbasis bedarf es
besonderer Sorgfalt. Denn bei zu großer Spreizung der Grenzflächenmikrofone, das bei großen Klangkörpern zu sogenannten Löchern führt, die bei der Wiedergabe
zwischen den Lautsprechern auftreten können. Die Bedingungen zum Einsatz von Grenzflächenmikrofonen sind in der Praxis nicht immer gegeben. Es müssen im
ausreichenden Abstand zur Schallquelle große reflektierende Flächen liegen. Auch sollten bei öffentlichen Mitschnitten die Nebengeräusche des Publikums
berücksichtigt werden, die dieses Aufnahmeverfahren in den meisten Fällen nicht gewährleisten.
Praktischer Einsatz der Laufzeitstereofonie
Bei der Laufzeitstereofonie handelt es sich wie bei der Intensitätsstereofonie um ein Hauptmikrofonverfahren. Was bedeutet , dass mit nur einem Mikrofonpaar das
gesamte Klanggeschehen aufgezeichnet wird. Die Klangbalance kann aber nur dann gewährleistet werden, wenn der Abstand der
Mikrofone in der Größenordnung der Ausdehnung des Klangkörpers liegt. Dadurch befinden sich die Positionen der Mikrofone nicht im Freifeld der Schallquelle, wo
der Anteil des Direktanteils am höchsten ist, sondern im Diffusfeld, der den überwiegenden Schallanteil darstellt. Auch durch die in der Laufzeitstereofonie oft
verwendeten ungerichteten Mikrofone wird ein größerer Anteil an Diffusität bei der Aufnahme erreicht, als in der Intensitätsstereofonie. So erhält die Akustik des
Aufnahmeraumes eine ungleich größere Bedeutung bei der Laufzeitstereofonie, als ihr bei der Intensitätsstereofonie zukommt.
Das AB-Verfahren eignet sich hauptsächlich bei akustisch gut ausgeprägten Räumen und das Hinzufügen von künstlichem Nachhall sollte sich bei diesen Verfahren
weitestgehend erübrigen. Wichtig ist also der Mikrofontyp, der Abstand zur Schallquelle und zu sich selbst. Das bedeutet den Abstand zwischen den Mikrofonen
festzulegen und dann mit diesen drei Faktoren ein bestmöglichstes Ergebnis einer AB-Aufnahme unter den künstlerischen und individuellen Gesichtspunkten zu erzielen.
|